Renate Klöppel

Keine Krimis mehr

Keine Krimis mehr

Die Freiburger Schriftstellerin Renate Klöppel hat sich vom Krimischreiben verabschiedet und nun ein neues Kinderbuch geschrieben.

Renate Klöppel hat ein Kinderbuch geschrieben, in dem ein Mädchen und ein Junge den sagenumwobenen Schatz der weißen Frau auf der Hochburg suchen. Ein Gespräch mit der Autorin, die vor allem durch ihre Krimis bekannt wurde und in Freiburg-Neuburg lebt.

Ihr neues Werk ist ein Kinderbuch, das gerade erschienen ist, „Leon und Lotta finden den Schatz der weißen Frau“. Bekannt wurden Sie jedoch mit ihren Krimis. Wieso haben Sie erneut ein Kinderbuch geschrieben?
Renate Klöppel: Mein erstes Kinderbuch, „Nico, Emmi und der Wetterfrosch“, war eine Auftragsarbeit von der Illustratorin dieses Buches. Von ihr kam auch zunächst der Auftrag für das neue Buch, was sich jedoch zerschlug. Zu meiner großen Freude konnte ich die Idee aber beim Wellhöfer Verlag unterbringen, wo auch meine Bücher davor erschienen sind.

Wie lautete den genau Ihr Auftrag?
Renate Klöppel: Vorgegeben war ein Kinderkrimi, mit einem Sachteil. Das habe ich mit sehr viel Freude und Recherche geschrieben. Beim Thema selbst war ich völlig frei. Mich haben Burgen interessiert und dann war es natürlich selbstverständlich, hier in der Region die tolle Hochburg zu nehmen.

Der Stil von „Leon und Lotta“ erinnert an die vielen erfolgreichen Bücher von Enid Blyten…
Renate Klöppel: Ja, das ist schon ein bisschen auch wie „TKKG“ oder wie „Die drei ???“. Wobei mich bei diesen Reihen stört, dass es nicht mehr so persönlich ist.

Sie schrieben zunächst Sachbücher, wie kam es dazu, dass Sie dann mit Krimis begonnen haben?
Renate Klöppel: Als es immer schwieriger wurde, mit Sachbüchern glaubhaft zu bleiben, ich aber weiter schreiben wollte, schienen mir Krimis das Überschaubarste. Ich hatte zuvor niemals Krimis gelesen. Sie sind aber sehr viel einfacher zu fassen als ein literarischer Roman.


Sie wohnten zunächst noch in Schwenningen und zogen erst später nach Herdern, aber Sie hatten von Anfang an mit ihren Krimis einen Freiburg-Bezug. Wie kam es dazu?
Renate Klöppel: Freiburg ist die Universitätsstadt, mein Sohn studierte hier, meine Schwiegermutter wohnte hier und ich hatte Bekannte. Das war überhaupt keine Frage. Ich habe die Schauplätze aufgesucht und mich von ihnen inspirieren lassen. Dass die Regio-Krimis ein Hit werden würden, war 1999, als ich damit anfing, überhaupt noch nicht abzusehen.

Ihre Krimis spielen vor allem in Herdern – ihr Lieblingsstadtteil?
Renate Klöppel: Ich wohne inzwischen längst in Neuburg, was für viele ja Herdern ist. Die Hauptperson der ersten sechs Krimis hat ebenfalls hier gewohnt. Und auch mein letzter Krimi „Stumme Augen“, spielt hier.

Sind Sie mal von Nachbarn auf Ihre Herdern­-Krimis angesprochen worden?
Renate Klöppel: (Lacht.) Ich bin einmal von einer Bekannten aus dem Chor angesprochen worden, ob ich wisse, dass in dem Haus, in dem ich wohne, Krimis spielen würden. Sie kannte meinen Nachnamen nicht und wusste nicht, dass die Bücher von mir sind.

War es nie eine Frage für Sie, unter Pseudonym zu schreiben, damit Sie Details aus Ihrer Nachbarschaft einfließen lassen können, ohne erkannt zu werden?
Renate Klöppel: Es ist überhaupt nicht so, dass die Nachbarn in meinen Büchern vorkommen. Meinen Professor Alexander Kilian gibt es so nicht. Es gab zwar Menschen, in meiner Umgebung, die meinten, ich hätte sie als Vorbild genommen, dem ist aber nicht so. Es sind keine Nachbarschaftsgeschichten, keine Freiburger Nähkästchengeschichten. Meine Krimis sind nur einfach hier verortet, aber die Personen sind völlig frei erfunden.

Warum haben Sie beschlossen, mit dem Schreiben von Krimis aufzuhören?
Renate Klöppel: Vielleicht auch wegen der Übersättigung des Marktes mit Regio-Krimis. Nach sieben Krimis hatte ich dazu auch keine Lust mehr. Ich habe dann einen litararischen Roman geschrieben, „Ein anderes Leben findest du allemal“. Die Geschichte zweier Geschwister zwischen Ost und West. Da geht es auch viel um Stasi- und DDR-Vergangenheit, aber immer aus westlicher Sicht, denn schließlich habe ich nie in der DDR gelebt.

Sie haben auch einen Roman über Namibia geschrieben.
Renate Klöppel: Das Buch handelt von zwei befreundeten Frauen, eine Schwarze und eine Weiße. In den Wirren des Befreiungskrieges gehen deren Ansichten völlig auseinander, die Freundschaft zerbricht. Ich habe da sehr viel von der Geschichte Namibias hinein verwoben, was diesen Roman zu einer spannenden Vorbereitungslektüre für eine Namibia-Reise macht. Ich kenne auch dort sämtliche Schauplätze und habe zudem sehr intensiv im Bergstraesser-Institut und in Basel recherchiert.

Haben alle Ihre Bücher irgendwie mit Ihrem Leben zu tun?
Renate Klöppel: Das würde ich so nicht sagen. Mit meinem Leben haben die Bücher nichts zu tun, sondern nur mit meinen Interessen. Das Verbindende ist die Recherche zu einem Thema, was aber nichts mit meinem Leben zu tun haben muss, außer, dass ich für alle meine Bücher die Schauplätze selber angesehen habe.

Immer steht natürlich die große Frage im Raum, ob man vom Bücherschreiben leben kann. Können Sie es?
Renate Klöppel: Das kann ich gerne beantworten. Die vier Sachbücher von mir, die ja bis heute neu aufgelegt werden, haben Geld gebracht. Das ist eine nennenswerte Einkommensquelle. Aber obwohl ich beim Rowohlt-Verlag ein Buch habe und bei Piper mehrere, wo man fünf Prozent des Netto-Verkaufspreises bekommt, kommt kein Geld herein. Man kann sich das ja ausrechnen. Wenn ich 10.000 oder 20.000 Bücher eines Krimis verkauft habe, sieht man, was das für ein Hungerlohn ist. Davon leben zu können, ist die nächste, die Himalaya-Stufe sozusagen, denn die Schwierigkeit ist, überhaupt einen Verlag zu finden.

Sie haben im Alter von 51 Jahren mit dem Schreiben belletristischer Bücher begonnen. Wie haben Sie das Schreiben geregelt?
Renate Klöppel: Ich hatte damals keine Vollzeitstelle mehr. Ich war Dozentin, Schulärztin und an der Erziehungsberatungsstelle tätig. Und Musikerin. Aber es war noch Freizeit vorhanden. Ich habe vor allem an schönen Orten geschrieben, in den Alpen oder im Schwarzwald. Aber auch auf dem Schlossberg oder dem Alten Friedhof. Im Winter saß ich auch schon schreibend auf dem Schauinsland, mit meinem Stühlchen im Schnee. Ich habe keine festen Schreibzeiten und schreibe immer mit mobilen Geräten, ganz wenig nur am Schreibtisch.

Musste Ihr Mann sich umstellen, seit er eine schreibende Frau hat?
Renate Klöppel: (Lacht.) Nein, mein Mann musste sich zunächst nicht umstellen, weil er voll berufstätig war. Die Umstellung kam eher, als er pensioniert wurde und ich nicht mehr zu jeder beliebigen Tageszeit alleine war, um zu schreiben. Das war eher eine Umstellung für mich.

Spielen Sie nach wie vor Cembalo?
Renate Klöppel: Ich spiele täglich ein bis zwei Stunden. Außerdem spiele ich in einem Ensemble, zusammen mit Queflöte, Cello und Geige, ein klassisches barockes Ensemble.

Wird es von Ihnen irgendwann ein Buch geben, in das die Musik mit einfließt?
Renate Klöppel: Nein. Es gibt von mir nur ein Buch, in dem die Musik am Rande eine Rolle spielt, „Die Tote vom Turm“. Dort kommt das Requiem von Brahms vor. Vielleicht ist mir das Thema Musik zu nah, ich kann es nicht genau sagen.

Gibt es weitere Schreibprojekte?
Renate Klöppel: Nur Kurzgeschichten. Ich würde mich über weitere Auftragsarbeiten freuen, habe aber nicht vor, selbstbestimmt noch einmal einen Krimi oder einen literarischen Roman zu schreiben. Ich bin niemand, der tausend Geschichten im Kopf hat und nur nicht die Zeit findet, sie aufzuschreiben. Sondern umgekehrt, es ist angenehm für mich, eine zündende Idee von außen zu bekommen, die mir Spaß macht. Ich werde demnächst 73 und ein Buch herauszubringen bedeutet auch viel Marketing-Arbeit, Lesungen, sich durchsetzen am Markt. Und ich möchte nicht für mich schreiben, sondern für ein Publikum.

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